Die Grundhaltungen der Achtsamkeit

Sep. 10, 2022 | Achtsamkeit, Achtsamkeitstraining

Bildquelle: Adobe Stock

Bei der Achtsamkeit zählt die innere Grundhaltung. Wie durch deine innere Haltung Aufmerksamkeit zu wahrer Achtsamkeit wird.

Wenn es um Achtsamkeit geht, wird viel vom „Hier und Jetzt“ gesprochen, von Aufmerksamkeit und Konzentration. Und ja, all das ist unabdingbar, wenn wir Achtsamkeit praktizieren. Es geht darum, bewusst im gegenwärtigen Moment präsent zu sein – zu bemerken, was geschieht, während es geschieht.

Dieses Leben im Hier und Jetzt hilft uns zum Beispiel dabei, Stress frühzeitig zu bemerken und heilsam mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Hierfür reicht es aber nicht, aufmerksam zu sein.

In der Achtsamkeitspraxis eignen wir uns auch bestimmte innere Einstellungen an – die so genannten Grundhaltungen. Nur mit ihnen wird Aufmerksamkeit zu wahrer Achtsamkeit.

Zwei Teile eines Puzzles – Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit besteht aus zwei grundlegenden Bausteinen:

Der bewussten Präsenz im gegenwärtigen Moment & Den inneren Haltungen der Achtsamkeit

Diese Grundhaltungen helfen uns dabei, mit dem umzugehen, was wir durch die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt wahrnehmen. Wir üben uns zum Beispiel darin, alles, was uns begegnet, mit Offenheit und Wertfreiheit anzunehmen.

Durch diese Akzeptanz der Realität stellt sich mit der Zeit die Gelassenheit und innere Ruhe ein, die wir uns so sehr wünschen. Die buddhistische Tradition beschreibt acht Haltungen der Achtsamkeit, die uns dabei helfen, heilsam mit den Erfahrungen des Lebens umzugehen.

Die 8 Grundhaltungen der Achtsamkeit

1. Akzeptanz

Wenn wir etwas Unangenehmes oder Belastendes erleben, möchten wir gern, dass es sofort wieder verschwindet. Wir wehren uns mit aller Kraft dagegen oder verdrängen wie die Weltmeister. Erfolgreich ist diese Strategie leider selten.

In der Achtsamkeitspraxis üben wir uns deshalb darin, das anzunehmen, was uns begegnet – ob angenehm oder unangenehm. Wir erkennen die Realität an, weil sie nun mal da ist. Diese Haltung ermöglicht auf lange Sicht einen gelasseneren Umgang mit schwierigen Gedanken und Gefühlen.

Das heißt nicht, dass wir nichts an unserer Situation verändern dürfen oder sollten. Bewusste Veränderung ist aber erst der zweite Schritt.

2. Nicht-Urteilen

Unser Gehirn ist ein wahrer Meister im Schubladen-Denken. Blitzschnell ordnen wir unsere Erfahrungen in die Kategorien „angenehm“, „unangenehm“ oder „gut“ und „schlecht“ ein. Dabei springt gleichzeitig ein Automatismus an, der uns davor bewahren möchte das Unangenehme allzu deutlich zu spüren.

Nett gemeint, aber wenig hilfreich. Vielmehr braucht es Offenheit für alle Erfahrungen, um dann in einem nächsten Schritt heilsam mit dem Schwierigen umgehen zu können. Beim Nicht-Urteilen üben wir uns darin, eine objektive Beobachterposition einzunehmen.

3. Nicht-Streben

Nein, das bedeutet nicht, dass wir uns keine persönlichen Ziele mehr setzen oder Vorhaben verfolgen dürfen. Gemeint ist hier die Neugierde, wie sich der gegenwärtige Moment entwickelt.

Im Alltag haben wir oft eine bestimmte Vorstellung davon, wie die Dinge laufen sollten. Gibt es dann Abweichungen vom Plan, sind wir unzufrieden.

Bewahren wir uns aber die Offenheit, können wir mit freiem Geist die kleinen und großen Überraschungen des Lebens bestaunen.

4. Geduld

Wenn wir uns in schwierigen und unangenehmen Situationen oder Lebensphasen befinden, wünschen wir uns schnelle Veränderung. Die positiven Effekte von Achtsamkeit (und anderen neuen Bewältigungsstrategien) stellen sich jedoch erst mit regelmäßiger Übung ein.

Wir dürfen lernen, der Veränderung ihre Zeit zu geben und uns nicht zusätzlich damit zu belasten, die Dinge sofort anders haben zu wollen.

5. Anfängergeist

Je älter wir werden, desto mehr denken wir, bereits alles zu wissen oder alles gesehen zu haben. Mit dieser Haltung – die uns oft gar nicht bewusst ist – berauben wir uns selbst all der kleinen Wunder des Alltags.

Anfängergeist bedeutet, die Welt und das Leben wieder mit Kinderaugen zu betrachten. Unvoreingenommen, mit Neugierde. Du wirst staunen, was es in einem einzigen Moment alles zu entdecken gibt – denn kein Augenblick ist wie der andere.

6. Nicht-Anhaften

Vielleicht kennst du Gedanken oder Gefühle, die immer wieder auftauchen. Geschichten in deinem Kopf, in denen du dich verlierst – Grübeleien, Ängste, Sorgen. Achtsamkeit zu praktizieren heißt, sich im Loslassen üben. Diese geistigen Phänomene vorbeiziehen zu lassen, ohne von ihnen mitgerissen zu werden.

7. Vertrauen

Manchmal verlieren wir im Laufe des Lebens die Verbindung zu unserer inneren Weisheit. Zu der Stimme in uns, die uns den Weg weist, uns führt und an unsere eigene Stärke erinnert.

Vertrauen bedeutet, zu wissen, dass wir mit der Zeit wieder in Kontakt mit uns selbst und unseren Ressourcen kommen können. Achtsamkeit zu üben hilft uns dabei.

8. Mitgefühl und Achtsamkeit

Durch bewusste Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt nehmen wir uns selbst und das Leben intensiver wahr. Das ist nicht immer angenehm.

Manchmal beobachten wir vielleicht Seiten an uns oder anderen Menschen, die uns nicht gefallen oder wir erleben Situationen, in denen wir Leid erfahren.

Mitgefühl – mit uns selbst und anderen – hilft uns dabei, mit diesen schwierigen Situationen umzugehen und Verbundenheit zu erfahren.

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